Die Energievase: Ein Werkzeug gegen die Erschöpfung bei Krebs
Krebsbedingte Fatigue hat nie nur eine Ursache. Es gibt immer ein Netzwerk von möglichen Ursachen, die gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig beeinflussen. Und dieses Netzwerk ist von Mensch zu Mensch verschieden. Zu verstehen, was sie Energie kostet und woraus sie Energie schöpfen, ist für Betroffene wichtig, um die Beschwerden besser in den Griff zu bekommen. Oder vielmehr, um wieder mehr Energie zu gewinnen.
Eine Vase voller Energie
Stell dir eine Vase vor, in der der Wasserstand dein Energieniveau symbolisiert. Wenn die Vase leer ist, ist der Wasserstand 0, wenn sie voll ist, ist der Wasserstand 100. Überleg dir, wie hoch dein Wasserstand jetzt ist, während du dies liest. Bei 50, 70 oder 30? Mit anderen Worten: Wie viel Energie hast du gerade? Und wie viel war es, als du heute Morgen aufgestanden bist? Wie verändert sich dein Energieniveau im Laufe des Tages?
Niemand hat den ganzen Tag dieselbe Energie. Es geht auf und ab, denn manchmal gibt dir etwas Energie, dann steigt dein Energielevel. Manchmal nimmt dir etwas Energie, dann sinkt der Pegel. Oft denken wir gar nicht darüber nach, vor allem dann nicht, wenn Erschöpfung kein zentraler Faktor in unserem Leben ist.
Ein Leck am Boden der Vase
Denk an Faktoren, die dir Energie geben. Welche sind das? Zum Beispiel ein schöner Film, ein gutes Gespräch, deine Kinder oder Sport. Und was kostet dich Energie? Termine, ein Streit oder ein verpasster Zug? Aber auch Kontrolltermine beim Onkologen können viel Energie kosten, besonders wenn du Krebs hast oder hattest. Man könnte meinen, dass dein Energielevel in Ordnung ist, solange du genug Dinge tust, die dir Spaß machen und wenig Energie kosten. Das ist ein logischer Gedanke. Wenn es nur so wäre. Denn bei der krebsbedingten Fatigue ist es so, als hätten wir ein Leck am Boden unserer Vase, aus dem ständig Energie austritt. Ein Leck, dessen wir uns meistens nicht bewusst sind, weil es Dinge sind, die immer da sind. Bei einer Krebserkrankung kann das zum Beispiel die Angst sein, dass der Krebs wiederkommt, Sorgen um Arbeit und Einkommen, Beziehungsprobleme, Schmerzen, schlechter Schlaf und geistige Unruhe. Hast du undichte Stellen in deiner Vase, und wenn ja, wo kommen sie her? Und läuft das Wasser stark aus oder tropft es nur ein wenig?
Energiehaushalt im Blick
Die Energievase gibt dir einen erstaunlich einfachen Überblick über deinen Energiehaushalt. Wenn du etwas gegen deine Erschöpfung tun möchtest, ist es zunächst einmal wichtig, auf die Faktoren zu achten, die bei dir ein Leck verursachen. Denn nur wenn du weißt, wie du dieses Leck ein wenig schließen kannst, kannst du ein stabileres und höheres Energieniveau erreichen und damit weniger erschöpft sein.
Wie hilfreich die Energievase sein kann, zeigt die Geschichte der Niederländerin Vivian Norder. Sie erhielt die Diagnose Brustkrebs und hatte während und nach der Chemotherapie mit krebsbedingter Fatigue zu kämpfen. Ihr Arzt empfahl ihr die Untire-App. Die digitale Therapie bietet eine Kombination aus bewährten psychoonkologischen Methoden, darunter auch das Feature der Energie-Vase. Wöchentlich gab Vivian dort an, welche Dinge sie Energie kosten oder geben. Dies half ihr enorm dabei, ihre Grenzen zu wahren und ihre Energie besser einzuteilen. Lies Vivians ganze Geschichte hier.
Einschätzung von Psychoonkologe und Tired of Cancer-Gründer Dr. Bram Kuiper
Die Behandlung von krebsbedingter Fatigue hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert, das weiß ich aus meinen 37 Jahren Erfahrung als Psychoonkologe. Doch einige Fragen sind nach wie vor unbeantwortet. Es ist zum Beispiel noch nicht klar, welche Faktoren bei der Entstehung und dem Verlauf der krebsbedingten Fatigue eine Rolle spielen können. Auch gibt es nach wie vor kein spezifisches Medikament zur Behandlung. Dennoch müssen sich betroffene Brustkrebspatient:innen nicht mit den Symptomen arrangieren, sondern können aktiv etwas gegen ihre Erschöpfung tun.
Um dem Netzwerk aus Symptomen zu begegnen, empfehlen Expert:innen eine Kombination aus psychosozialer Unterstützung und körperlichen Trainingseinheiten zur Behandlung einzusetzen. Die digitale Therapie mit Untire bietet Patient:innen genau diese Kombination. Das Programm besteht aus einer kontinuierlichen Energiemessung in Kombination mit Aufklärung, stressmindernden Achtsamkeitsaktivitäten und körperlichen Übungen mit Video- und Audioanleitungen. Dies hilft, die Verhaltensweisen, Gedanken und Symptome zu identifizieren, die das Energieniveau beeinflussen. Veränderungen des eigenen Energieempfindens werden anschaulich in Form einer Vase dargestellt, die mehr oder weniger Energie enthält. Untire ist die erste und einzige digitale Therapie bei krebsbedingter Fatigue, die auf Rezept für Brustkrebspatient:innen verfügbar ist.
Dr. Bram Kuiper ist seit 1987 als klinischer Psychologe in verschiedenen Bereichen der Onkologie tätig. Unter anderem war er 17 Jahre lang Geschäftsführer am Helen-Dowling-Instituut (HDI), der ältesten und größten psychoonkologischen Einrichtung der Niederlande.
Mit dem digitalen Therapieprogramm Untire möchte er weltweit möglichst vielen Patient:innen helfen, die an tumorbedingter Fatigue leiden. Bram ist Mitgründer und CEO von Tired of Cancer, dem Unternehmen, das hinter der Untire-App steht.