„Es ist gut, miteinander ins Gespräch zu kommen“

Mariska (49) kämpft seit vielen Jahren mit Erschöpfung. Sie hatte erst einen Burn-out und bekam dann Schilddrüsenkrebs. Schließlich wurde ME/CFS bei ihr diagnostiziert. „Meine Geschichte ist ganz anders verlaufen als die vieler anderer Untire-Nutzer. Aber die App hat mir eine Menge gebracht: z. B. die Energievase. Sie bringt mich wirklich dazu, darüber nachzudenken, was mir Energie verleiht und was Energiefresser sind.“

Mariska hatte einen stressigen und verantwortungsvollen Job im Gesundheitswesen. Auf der Arbeit und privat ging es zwar turbulent zu, aber sie machte einfach weiter. Die Beschwerden fingen an, sich zu häufen. Mariska zählt auf: „Schlechter Schlaf, Kopfschmerzen, Schwindel, Muskelschmerzen und Weinen aus heiterem Himmel.“

Diagnose: Burn-out. Die Genesung und der Weg zurück zur vollen Arbeitsfähigkeit dauerten ein Jahr. Die Probleme mit der Erschöpfung hörten jedoch nicht auf. Der Hausarzt dachte, es sei eine Nachwirkung von Burn-out und Stress. Das glaubte sie jedoch nicht: „Ich hatte fast alle Stressfaktoren beseitigt.“

Wieder zur Normalität übergehen

Einige Zeit später aß sie mit ihrer Mutter zu Mittag, die eine Verdickung an Mariskas Hals bemerkte. Diese Verdickung erwies sich als Symptom für Schilddrüsenkrebs.

Die Diagnose war auch eine Erleichterung. „Endlich wusste ich, was mit mir los war. Mir wurde gesagt, dass diese Form eine günstige Prognose hat. Darum hielt sich meine Besorgnis in Grenzen. Ich wollte den Krebs so schnell wie möglich loswerden und danach wieder zur Normalität übergehen.“

Sie wurde operiert und musste anschließend ein Schilddrüsenhormonpräparat einnehmen. Vorübergehend musste sie mit der Einnahme aufhören, da sie mit radioaktivem Jod nachbehandelt werden musste. „Ich fühlte mich noch müder als sonst. Ich hatte Muskel- und Gelenkschmerzen und habe viele Kilos zugenommen. Ich fühlte mich wie eine 80-Jährige.“ Nach der Radiojodtherapie durfte sie das Schilddrüsenhormonpräparat in höherer Dosis wieder einnehmen, um eventuell verbliebene Schilddrüsenzellen „ruhig zu stellen“, sagt sie.

„Bei 35 Grad im Schatten saß ich immer noch zähneklappernd unter der Decke“

Doch Mariska fühlte sich weiterhin müde und litt unter den Beschwerden. „Außerdem war mir ständig kalt. Bei 35 Grad im Schatten saß ich immer noch zähneklappernd unter der Decke.“

Sie klammerte sich an die Idee, dass es ihr besser gehen würde, wenn sie ihre Medikamentendosis wieder reduzieren dürfte. Dem war jedoch nicht so. „Ich habe einen freundlichen Endokrinologen, der immer wieder mit neuen Lösungen ankam. Geholfen hat nichts.“

Ein anderes Mitglied der Facebook-Gruppe für Menschen mit Schilddrüsenkrebs machte sie auf ME/CFS aufmerksam. Einige Monate später wurde bei Mariska das chronische Erschöpfungssyndrom diagnostiziert. Ihre Erschöpfung ist jedoch nicht mit der tumorbedingten Fatigue anderer ehemaliger Betroffenen zu vergleichen, sagt sie. „Ein Merkmal von ME/CFS ist, dass Anstrengung die Symptome verschlimmern kann. Bei mir äußert sich das als hätte ich Grippe. Alles tut weh: Muskeln, Gelenke, Lymphknoten. Ich bekomme Augenmigräne, kann mich nicht richtig konzentrieren, werde vergesslich und habe Darmprobleme.“

Die Erschöpfung ist ein kontinuierlicher Begleiter, betont sie. „Es ist ein regelrechter Erschöpfungszustand.“ Ihr Leben hat sich dadurch sehr verändert. „Ich musste eine Menge aufgeben“, sagt sie.

Sie kann nicht mehr arbeiten und hat eine Haushaltshilfe. Auch ihr Freund hilft mit. Das soziale Leben ist derzeit auf einem Tiefpunkt angelangt. „An guten Tagen schaffe ich es, eine leichte Hausarbeit selbst zu erledigen.“

Der große Nutzen von Untire

Leider kann ME/CFS noch nicht geheilt werden, sagt Mariska. „Hoffentlich schlägt eins der Medikamente an, die ich derzeit einnehme.“

Die Untire-App war für Mariska von großem Nutzen, sagt sie. „Vor allem in der Anfangszeit habe ich die App täglich genutzt. Ich habe mich mit der Energievase auseinandergesetzt und die Informationen aller Themen durchgelesen. Die Kapitel über Grenzen und Schlaf waren superinteressant. Auch die Tipps und der Teil „Entspannung“ sind sehr nützlich.“

Mariska ist ein aktives Mitglied der Untire-Gruppe auf Facebook. „Andere Krebspatienten durchleben teilweise ganz andere Dinge. Meine Erschöpfung ist nämlich nicht nur eine Folge der Krebserkrankung. Aber es ist gut, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich finde es auch toll, anderen helfen zu können. Es hilft mir wiederum, offen und positiv im Leben zu stehen. Es macht schon etwas aus, mich darauf zu konzentrieren, was ich kann und nicht darauf, was ich nicht kann.“

Daran hält sie sich. „Man muss wirklich lernen, damit umzugehen, dass sich das eigene Leben grundlegend verändert hat. Trotz aller Hürden bin ich sehr glücklich. Ich versuche, das Beste draus zu machen. Bisher hat es zum Glück noch keinen Tag gegeben, an dem ich dachte, dass das Aufstehen doch keinen Sinn hat.“