„Ich bin sehr zufrieden damit, wie es derzeit läuft“

Jelle (29) nutzt auch heute noch hin und wieder die Untire-App. „Wenn ich sehr müde bin, mache ich die vorgegebenen Entspannungsübungen. Oder ich lese die Informationen der verschiedenen Themen nochmal durch. Ab und zu mache ich anhand der Energievase eine Liste: Was verleiht mir Energie? Was sind Energiefresser? Insgesamt geht es mir aber schon wesentlich besser.“

Jelle ist ein Optimist in Reinformat. Obwohl er in der Vergangenheit viel bewältigen musste, freut er sich immer auf die schönen Dinge des Lebens. Es begann mit der Reise nach Vietnam, auf die er sich lange gefreut hatte. Immer stärker werdende Rückenschmerzen zwangen ihn jedoch, vorzeitig wieder den Heimweg anzutreten.

Sein Hausarzt vermutete zunächst einen Bandscheibenvorfall. Zwei Wochen Bettruhe brachten jedoch keine Besserung. Dann wurde Jelle für einen CT-Scan ins Krankenhaus überwiesen. Es stellte sich heraus, dass er einen sehr seltenen Hirntumor hatte. „Im unteren Rücken. Mit einem solchen Tumor wird man geboren. Er kann sich auch in sehr jungen Jahren entwickeln und dann im Rücken langsam nach unten wandern.“

„Ich bin nicht mehr der, der ich einmal war“

Der Tumor war im Bereich der Wirbelsäule mit dem Nervengewebe verwachsen und konnte deshalb nicht vollständig operativ entfernt werden. Darum bekam Jelle auch 30 Bestrahlungen. In einem langen Reha-Prozess musste er wieder laufen lernen. „Ich bin nicht mehr der, der ich mal war. In meinem Bein habe ich kein Gefühl mehr. Früher habe ich viel Sport getrieben. Heute kann ich nicht mehr lange stehen, laufen oder sitzen.“

Trotzdem hat Jelle sein Leben wieder in die Hand genommen. „Ich habe mit einem angepassten Curriculum angefangen zu studieren. An der Hochschule wurde für mich ein Zimmer bereitgestellt, in dem ich mich zwischendurch ausruhen konnte.

Vor fünf Jahren bekam Jelle jedoch vage Beschwerden, die immer schlimmer wurden. „Irgendwann schwoll mein Arm heftig an. Ich dachte erst, es läge am Sport. Falsch gedacht. Ich hatte eine Thrombose in der Schulter.“

Der Neurologe überlegte nicht lange und führte weitere Untersuchungen durch. Er fand ein Lymphom in Jelles Brust. Kurz darauf wurde bei ihm NHL diagnostiziert. „Der Schock war groß“, erinnert er sich. Er fügt trocken hinzu: „Bald danach stellte sich dann noch heraus, dass ich auch ein erbliches Brustkrebsgen habe.“ So viel ist klar: In meinem Körper stimmt etwas nicht. Aber an sich hat das alles nichts miteinander zu tun.“

Unglaubliche Erschöpfung

Das nächste halbe Jahr stand im Zeichen von Krankenhausbesuchen und einer Reihe von Chemos. Jelle musste sich vom Studium und seinem Webshop für Biopflanzen verabschieden.

„Im Krankenhaus wurde mir dann erklärt, dass es eine sogenannte tumorbedingte Fatigue gibt. Aber man hat wirklich keine Vorstellung davon“, sagt er. „Direkt nach der Chemo war ich so unglaublich müde. Der kleinste Spaziergang fühlte sich an wie ein Marathon. Oder es lief einen Tag lang gut. Dann kam plötzlich ein Rückschlag und ich war völlig erledigt. Mir blieb dann nichts anderes übrig, als mich hinzulegen.

Eines Tages kam er zufällig am Büro von Tired of Cancer B.V. vorbei, erzählt er. „Das war quasi bei mir um die Ecke. Und ich war sofort neugierig.“ Ziemlich schnell war er ein eifriger Nutzer der Untire App. „Am Anfang war es ziemlich hilfreich, über die App Bestätigung und Verständnis für meine Probleme zu bekommen“, so Jelle. „Und dahinterzukommen, dass man wirklich nicht der Einzige ist, dem es so geht.“

„Untire hat mir gezeigt, wie ich mit meinem Krebs und den Nebenwirkungen viel besser umgehen kann“

Jelle freute sich, dass ihm die App jeden Morgen einen „Tipp des Tages“ schickte. Außerdem orientierte er sich jeden Tag an dem, was er brauchte und wollte. „Viele Dinge weiß man unbewusst schon. Aber es ist gut, sich darüber im Klaren zu sein. Und über das eigene Verhalten und Energieniveau nachzudenken. Ich merkte ziemlich schnell einen bewussteren Umgang mit dem, was mir Energie verlieh und was ich besser lassen sollte.“

Das Herumsitzen zu Hause war er irgendwann leid. Er nahm seinen Mut zusammen und fing als Praktikant bei Tired of Cancer B.V. an. „Das hat mir auch sehr geholfen. Wenn es irgendwo einen Ort gibt, an dem Menschen sich mit tumorbedingter Fatigue auskennen, dann ist es bei Tired of Cancer B.V. In der Mittagszeit gehe ich dann nach Hause und ruhe mich dort aus.“

Inzwischen hat Jelle akzeptiert, dass er mit seinen Rückenprobleme leben muss. „Aber meine Erschöpfung hat abgenommen. Die Untire App hat mir gezeigt, wie ich damit viel besser umgehen kann. Ich bin sehr zufrieden damit, wie es derzeit läuft.“